Philosophie

Philosophie

Was wir sehen

Wenn wir klar und nüchtern auf uns, unsere Umgebung und unseren Weltausschnitt schauen, sehen wir eine grosse Hilflosigkeit. Altgediente Systeme scheinen zu wanken und Dinge, die für die Ewigkeit gedacht waren, kommen in Bewegung. Das alles verunsichert uns zunehmend. Weshalb? Nichts ist für die Ewigkeit gemacht. Das sich durch seine vielen Formen ausdrückende Leben war schon immer in Bewegung, ist in Bewegung und wird immer in Bewegung bleiben. Wir wissen um diese Lebensbewegung, wollen sie aber oft nicht wahrhaben.

So versucht der moderne Zeitgeist, das Leben festzuhalten und nach seinen Vorstellungen zu gestalten und zu kontrollieren. Doch was können wir beobachten? Die Lebendigkeit zieht sich in eine Schattenwelt zurück und das äusserlich Sichtbare wird immer mehr zu einer künstlichen Kulisse (persönlich und kulturell).

Der Weg aus dieser Leblosigkeit ist, nicht den Lauf des Lebens ändern zu wollen, sondern den modernen Zeitgeist hinter sich zu lassen. Dies bedeutet Hingabe an das Leben.

 

Theoretische Einordnung

Theoretisch beziehen wir uns auf das Bewusstseinsmodell nach Dr. Wilfried Nelles, der darin die Entwicklung des Bewusstseins, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene beschreibt. Das Modell zeigt die innere Entwicklung des Ichs und wie es sich körperlich/geistig/psychisch im Verlaufe des Lebens verändert. Dieser Prozess wird im Bewusstseinsmodell abgebildet und in Sprache gebracht.

Die zweite theoretische Ausrichtung, auf die wir hier Bezug nehmen, ist die phänomenologische Sichtweise, die sich an der Philosophie von Hartmut Rosa und seinen Begriffen wie Resonanz und Unverfügbarkeit orientiert. Phänomenologisch bedeutet hier, sich vom gegenwärtigen Moment ganz mitnehmen zu lassen. Ohne Angst, ohne Absicht wie es sein sollte, ohne Wissen, an welchem man sich orientieren könnte, aber mit grosser Achtsamkeit sich und seiner Umgebung gegenüber.

Dies erfordert einen wachen Geist, der im Jetzt verwurzelt ist. Wir sprechen auch von einer  Psychologie der Gegenwärtigkeit, die sich ganz auf den jetzigen Moment einlässt, mit dem Gewesenen in Frieden kommt, das aus der Situation auftauchende Potential sichtbar macht und so kraftvolles und unkonventionelles Handeln zulässt.

 

Lebensintegrationsprozess

Der Lebensintegrationsprozess (LIP) nach Wilfried Nelles ist eine Form der Aufstellungsarbeit, die im Jetzt erfahrbar macht, wie es so weit gekommen ist und welches Potential in der momentanen Situation schlummert. Dieses Potential wird dann frei, wenn der Weg, wie es zur jetzigen Situation gekommen ist, vorbehaltlos gesehen und angenommen wird – mit andern Worten, wenn ich mit mir und meinem Weg in Frieden und der Situation ganz zustimmen kann, wie sie ist.

 

Stille und Achtsamkeit

Stille und Achtsamkeit unterstützen die phänomenologische Arbeit, indem Erfahrungen und Einsichten immer wieder mit dem eigenen Körper verbunden werden. So verwurzeln wir uns immer mehr im gegenwärtigen Moment, lassen uns nicht mehr von Vergangenem wie Wut oder Enttäuschung wegtragen und lassen die Zukunft immer mehr auf uns zu kommen. Dabei ist wichtig, dass wir zwar die Verantwortung für unser Handeln übernehmen, aber nicht die Verantwortung, dass es «gut» kommt.