Go with the flow. Aber: only dead fish go with the flow

Go with the flow. Aber: only dead fish go with the flowAare bei Bern. Foto: Csilla Ott

Wer kennt dieses Dilemma auch: soll ich mir Ziele setzen oder mich einfach so treiben lassen? Unsere zeitgenössischen Mantras lauten etwa so: «Wenn du nicht haargenau definierst und weisst, was du willst, bekommst oder erreichst du es auch nicht». «Sei einfach im Hier und Jetzt»! «Lebe mit Achtsamkeit und lass dich treiben»! «Hast du einen Plan A, B und C»? «Finde deine Ziele und setze sie um»!

Was jetzt? Go with the flow oder only dead fish go with the flow!?

Im Lebensintegrationsprozess, dem LIP, geht es um meine innere Haltung dem Leben gegenüber. Wie reagiere ich auf die Erscheinungen, die Phänomene, die sich zeigen? Was bedeutet es, aus der «erwachsenen» Perspektive auf mich und mein Leben zu schauen? Kann ich überhaupt etwas beeinflussen oder ist Kontrolle Illusion? Hätte ich eine Scheidung verhindern können? Kann ich «es» in der aktuellen Beziehung «schaffen»? Kann ich etwas ändern, damit sich meine Gesundheit verbessert? Traue ich es mir zu, einen beruflichen Wechsel erfolgreich umzusetzen?

Ja oder nein. Richtig oder falsch. Schwarz oder weiss. Links oder rechts. Entweder-oder. Das ist die Haltung, die der Jugend entspricht und absolute Antworten erwartet. Und weil Leben hochkomplex und fein schattiert ist, treibt das schnell ins Dilemma. Zwischen den Extremen taucht dann irgendwann bei vielen die Frage auf, was es genau bedeutet, «erwachsen» zu sein und angemessen auf die gestellten Fragen zu antworten (Verantwortung zu übernehmen). Tatsächlich ist diese Frage eine der meistgenannten Gründe, weshalb sich Leute zu LIP-Seminaren und Ausbildungen anmelden.

Als Absolventin der Grundstufe bin ich immer wieder fasziniert, in den Aufstellungen zu sehen, welche Seelenruhe in der erwachsenen Haltung Ausdruck findet. Diese Haltung hat kein Problem mit dem Paradoxen. Auf die Frage nach go-with-the-flow, also einfach-mal-schauen-was-sich-so-ergibt oder Ziele definieren und Plan umsetzen, weil only-dead-fish-go-with-the-flow, antwortet sie selbstverständlich: «beides». Sie erkennt, wann das eine und wann das andere angebracht ist.

Diese Haltung spielt mit dem Augenblick, dem Moment und seinen Anforderungen. Hängt nicht mehr an Glaubenssätzen, Idealen und Überzeugungen fest. Sie beharrt nicht darauf, einer Ideologie zu folgen, koste es was es wolle. Hier gibt es genügend weiten Raum, um die scheinbare Gegensätzlichkeit auszuhalten, ja sich sogar in sie hinein zu entspannen. Wie? Indem ich nicht länger dagegen ankämpfe. In dem ich kompromisslos anschaue, was sich im LIP zeigt. Indem ich nichts verändern oder optimieren will, sondern einfach mal zugebe: es tut weh. Ich bin allein. Ich weiss nicht, was kommt. Ich kann den anderen nicht verändern. Übrigens, oft zeigen sich auch pure Lebenskraft und Überlebenswille, Freude und Glück. Oder reine Würde. Oder Anmut und Kraft…

In der erwachsenen Haltung sind wir einfach da. Und schauen, was sich um uns herum abspielt. Ohne uns voreilig in blinden Aktionismus zu stürzen. Dieses Hinschauen erleben wir in den Seminaren, üben es in den Ausbildungen. Und bemerken irgendwann, dass wir in unserem Alltag die Dinge anders betrachten. Wir tun, was getan werden muss, sei es, mit dem Flow zu gehen oder diszipliniert Zielvorgaben zu verfolgen. Und alles dazwischen. Es ist nicht immer das, was alle tun, denken oder was politisch korrekt ist. Mit der Zeit kommt Freude auf, weil alles irgendwie weiter, grösser, heller, leichter und ruhiger (aber nicht weniger anspruchsvoll oder aufregend) geworden ist 😊.

Stehst du zufällig an dem Punkt, an dem du nicht weisst, wie du weitergehen sollst? Passt das Alte nicht mehr und das Neue hat sich noch nicht gezeigt? Scheint alles blockiert oder zu schwer? Flow oder Ziel? Oder gar mit Flow dem Ziel entgegen…

Übrigens, vom 1. bis 3. November ist das grosse LIP-Coaching Wochenende zum Thema Bewusstseinsentwicklung in Beruf, Arbeit und Organisation. Mit den erfahrenen LIP-Coaches Ruedi Eggerschwiler, Thomas Gessner, Coen Aalders und Jürgen Beyer. In Goldau. Hier geht’s direkt zur Agenda.

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